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Ihr Ratgeber über das Bohren und Montieren

Fliesen bohren mit oder ohne Schlag: Was ist sinnvoller?

Speziell dann, wenn Sie ein Loch in Fliesen bohren oder anderen keramischen Materialien durchdringen möchten, stellt sich schnell einmal die Frage, ob dabei das Schlagbohren eingesetzt werden soll oder nicht. Schließlich fürchten sich viele zurecht davor, dass die zu bohrende Fliese bricht. In diesem Beitrag möchte ich daher erklären, ob das Fliesen bohren mit oder ohne Schlag sinnvoller ist, was dabei generell Sie alles zu beachten haben und welche Bohrer für keramische Werkstoffe überhaupt sinnvoll einsetzbar sind.

Was ist die Schlagbohrfunktion?

Bei den meisten Bohrmaschinen ist heutzutage eine sogenannte Schlagbohrfunktion implementiert. Diese erlaubt es, das Gerät so umzuschalten, dass neben der üblichen Rotationsbewegung beim Bohren auch eine Hubbewegung nach vorne und zurück entsteht. Dieses Hämmern wird als Schlagbohren bezeichnet.

Diese Funktion dient dem Zweck beim Bohren in sehr harten Materialien, wie beispielsweise Beton oder Stein, einen besseren Bohrfortschritt zu erzielen. Durch das Schlagbohren wird das Material zertrümmert und über die am Bohrer eingelassene Bohrspindel nach außen transportiert.

Wenn Sie so wollen besteht der Unterschied zum normalen Drehbohren darin, dass Sie beim Schlagbohren sich auch durch das Material durchschlagen. Ohne diese Funktion hätten Sie es bei besonders harten Materialien schwer.

Natürlich ist das Schlagbohren bei Fliesen eine gewisse Gefahr, weil dieser Werkstoff zwar hart aber auch etwas spröde und zerbrechlich ist.

Schlagbohrfunktion

Welcher Bohrer ist für Fliesen geeignet?

Um festzustellen, welcher Bohrer geeignet ist, ist die Ritzhärte der jeweiligen Fliese entscheidend. Die Skala reicht dabei von 1 bis 10, wobei 10 der härteste mögliche Fall ist (Diamanten haben zum Beispiel eine Ritzhärte von 10, bei Feinsteinzeug beträgt die Ritzhärte in der Regel 8).

  • Fliesen- und Glasbohrer: Bis einschließlich der Ritzhärte von 3 können Sie an und für sich problemlos damit Fliesen durchbohren. Mit einem Fliesenbohrer* schaben Sie das Material ab. Dabei entsteht viel Hitze durch Reibung. Aufgrund dieser Hitze können auch Spannungsrisse entstehen. Daher immer mit langsamer Drehzahl und wenig Druck bohren und gegebenenfalls mit Bohröl die Bohrstelle kühlen.
  • Diamantbohrer: Höhere Härtegrade bedürfen besonderer Maßnahmen, daher sollten Sie bei Ritzhärten jenseits von 3 auf einen Diamantbohrer* zurückgreifen. Es gibt Modelle, die mit Kühlwachs gefüllt sind. Für noch höhere Standzeiten empfiehlt es sich auch hier bei Bohrungen die Bohrstelle mit einem Kühlmittel oder mit Wasser zu kühlen.
  • Bohrer für Feinsteinzeug: Feinsteinzeug weist eine sehr hohe Härte von 8 auf. Für dieses Material sollten Sie daher unbedingt auf Bohrer zurückgreifen, die dafür gefertigt sind. Bereits beim Kauf sollten Sie darauf achten, dass die Bohrer auch für Feinsteinzeug geeignet sind. Optimal sind Bohrer, die mit Bohrmaschinen mit einem kleinen Kühltank verwendet werden. Das hat aber nicht jeder zu Hause. Alternativ hier ein Set mit Sechskantschaft*, das dezidiert für das Bohren in Feinsteinzeug geeignet ist.

Wenn Sie durch die Fliese gebohrt haben, sollten Sie übrigens für das Material dahinter auf einen anderen Bohrer wechseln. Im Regelfall wird das ein Steinbohrer sein – je nach Konstruktion hinter der Fliese. Mit einem Fliesen- oder Diamantbohrer würde ich nicht weiter bohren. Diese sind dann meist kaputt, es sei denn, der jeweilige Bohrer ist explizit als Universalbohrer für beide Materialen ausgewiesen (auch das gibt es).

Fliesen bohren mit Diamantbohrer

Durch Fliesen können Sie auch mit Diamantbesetzten Bohrköpfen durchbohren. Achten Sie dabei auf mäßigen Druck und dass es zu keiner Überhitzung durch Reibung kommt.

Soll man Fliesen mit oder ohne Schlag bohren?

Wenn Sie einen Fliesen- oder Glasbohrer benutzen können Sie nicht mit der Schlagbohrfunktion vorgehen, weil diese Art des Bohrers anders funktioniert, als ein Steinbohrer: Ähnlich, wie bei einem Schleifpapier wird der keramische Werkstoff abgeschabt. Mit dem Schlagbohren funktioniert das nicht. Zudem sollten Drehzahl und Druck recht niedrig gehalten werden.

Wenn Sie probieren mit einem Steinbohrer* die Fliese zu durchbohren, wäre es zwar theoretisch denkbar, die Schlagbohrfunktion zu nutzen, jedoch empfehle ich es auch in diesem Fall nicht. Es besteht durch das Vibrieren und Schlagen die Gefahr, dass die Fliese bricht, vor allem dann, wenn dahinter die Klebemasse noch dazu mangelhaft aufgebracht wurde (und das können Sie in vielen Fällen gar nicht wissen).

Letzte Aktualisierung: 26.04.2024, Bilder von amazon.de

Diamantbohrer sollten ebenfalls nicht mit der Schlagbohrfunktion bei einer Fliese benutzt werden. Diese Bohrköpfe sind so konzipiert, dass Sie auch ohne Schlagbohrfunktion durch keramische Materialien durchkommen. Sie können übrigens auch mit Lochbohrern arbeiten, die einen Diamantbesatz aufweisen.

Zusammengefasst wäre es also nur bei Steinbohrern denkbar, die Schlagbohrfunktion zuzuschalten. Ich selbst halte aber ohnedies wenig davon, ein Loch mit einem Steinbohrer in eine Fliese zu machen. Wenn Sie das schon in Betracht ziehen, dann sollten Sie in jedem Fall auf das Schlagbohren verzichten. Mir selbst wäre die Gefahr, dass die Fliese bricht, zu hoch.

Es ist aus meiner Sicht immer besser auf spezielles Werkzeug zurückzugreifen, um Folgeschäden zu verhindern. Hier habe ich drei mögliche Fliesenbohrer für Sie:

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So gehen Sie beim Bohren von Fliesen vor

Hier möchte ich noch kurz auf die Vorgangsweise beim Bohren in Fliesen eingehen, die auf Ziegelmauerwerk bzw. dessen Verputz geklebt wurden:

Das brauchen Sie dazu

  • Schlagbohrmaschine
  • Fliesenbohrer oder Diamantbohrer (für die Fliese)
  • Steinbohrer (für die Mauer)
  • Durchscheinendes Malerkrepp (oder ähnliches)
  • Stift zum Markieren
  • Ein Ortungsgerät (falls Sie nicht wissen, wo Leitungen hinter der Wand verlaufen)
  • Sicherheitsbekleidung (zumindest eine Schutzbrille)
  • Gegebenenfalls: Nagel und kleiner Hammer zum Körnern

So gehen Sie vor

  • 1. Schritt: Markieren Sie die zu bohrende Stelle mit einem gut sichtbaren (aber wasserlöslichen) Stift.
  • 2. Schritt: Überkleben Sie die Stelle mit einem durchscheinenden Malerkrepp. So sehen Sie die Bohrstelle und verhindern besser, dass diese beim Bohren aussplittert.
  • 3. Schritt: Mit einem Nagel und einem Hammer können Sie die Bohrstelle ganz leicht ankörnen (also eine kleine Vertiefung schaffen). Die Hammerschläge sollen dabei ganz vorsichtig gemacht werden. Dieser Vorgang ist meiner Meinung nach nicht unbedingt erforderlich, hilft aber, nicht abzurutschen. (Hinweis: Bei einer Bohrkrone aus Diamanten ohne Spitze brauchen Sie natürlich auch nicht vorzukörnern).
  • 4. Schritt: Spannen Sie Ihren Fliesen- oder Diamantbohrer* ein und bohren Sie mit niedriger Drehzahl und geringem Vorschub (Druck) durch die Fliese. (Grundsatz: Lassen Sie den Bohrer die Arbeit erledigen). Sie sollten zwischendurch die Bohrstelle entweder mit Wasser oder einem Kühlmittel behandeln. Das ist für die Standzeit des Bohrers und das Gelingen des Bohrlochs wichtig.
  • 5. Schritt: Wenn Sie durch die Fliese durch sind, wechseln Sie den Bohrer. Nehmen Sie nun den Steinbohrer und bohren Sie in der Wand dahinter das Loch weiter. Dafür können Sie nun die Schlagbohrfunktion gegebenenfalls zuschalten.
  • 6. Schritt: Ist das Loch fertig, ziehen Sie den Bohrer heraus und saugen Sie das Bohrloch aus. Somit steht dem Einschieben eines Dübels (oder für was auch immer Sie das Loch vorgesehen haben) nichts mehr im Weg.
Fliesen bohren mit schlag

So bohren Sie in Fliesen: Erst ohne Schlag, dann wechseln Sie den Bohrer und bohren gegebenenfalls mit Schlag weiter.

Fliesen bohren mit oder ohne Schlag – Fazit

Das Schlagbohren ist aus meiner Sicht oft eine gute Option – beim Durchbohren von Fliesen ist das allerdings keine. Die Chance, dass die Fliese bricht ist meines Erachtens so hoch, dass sich das Risiko des Schlagbohrens nicht auszahlt.

Zudem funktioniert das Bohren mit speziellen Fliesenbohrern* auch anders als mit Steinbohrern. Fliesen- bzw. Glasbohrer schaben das Material ab. Hier wären Sie mit der Schlagbohrfunktion sowieso auf verlorenem Posten.

Beim Durchbohren von Fliesen ist außerdem auch immer die Ritzhärte entscheidend. Feinsteinzeug hat eine Härte von 8 und ist daher ein sehr harter Werkstoff. Daher sollten Sie hier immer mit Diamantbohrern* und entsprechender Kühlung bohren.

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